PRESSEMITTEILUNG 7/2022

Schweinfurt, den 23.03.22

Ebern: Die ersten Mehlschwalben sind umgezogen

  • Mehlschwalbenkolonie wird im Rahmen des Neubaus der Landesbaudirektion umgesiedelt 
  • In dieser Woche wird ein weiterer Schwalbenmast auf Höhe des ehemaligen Gasthofs Post aufgestellt

Bei der Umsiedlung der Mehlschwalbenkolonie in Ebern sind erste Erfolge zu melden – bereits im vergangenen Jahr haben ein paar Tiere die Kunstnester bezogen. Nun können die nächsten Schritte des Umsiedlungsprozesses eingeleitet werden: Am Donnerstag, den 24. März 2022, wird deshalb ein weiterer Schwalbenmast an der südlichen Ecke des ehemaligen Gasthofs Post aufgestellt und weitere bestehende Naturnester an der Hausfassade mit Brettern verdeckt. 

Bereits im vergangenen Jahr wurden erste Ersatzunterkünfte für die Mehlschwalbenkolonie in Ebern geschaffen. Denn für den geplanten Neubau der Landesbaudirektion müssen die Tiere, die sich an der Hausfassade des ehemaligen Gasthauses Post angesiedelt haben, umziehen. Gemeinsam mit einem Biologen wurde ein umfassendes Konzept entwickelt. Die Priorität lag dabei darauf, der geschützten Vogelart sowohl weiterhin Brutplätze auf dem Gelände des ehemaligen Gasthofs anzubieten, als auch alternative Brutstätten im näheren Umfeld einzurichten. Die Vorgehensweise resultiert aus der Vorgabe der höheren Naturschutzbehörde und erfolgt in mehreren Schritten. Das Fachbüro begleitet die gesamte Umsiedlungsphase. Geprüft wird dabei auch, ob die Ersatzhabitate von den Vögeln angenommen werden und ob weitere Anpassungen vorzunehmen sind.

Umsiedlungsprozess seit 2021 
Begonnen hat die Umsiedlung im Frühjahr letzten Jahres, als ein Teil der insgesamt rund 30 vorhandenen Nester an der Fassade des ehemaligen Gasthofs Post mit einer Holzabdeckung versehen und die Brutplätze damit für die Mehlschwalben unzugänglich gemacht wurden. Gleichzeitig stellte man als Ersatz ein provisorisches Schwalbenhaus an der nördlichen Fassade des ehemaligen Gasthofs mit einem mobilen Fundament im Bereich des Geh- und Radwegs auf. Zudem wurde ein neues Mehlschwalbenhaus an der Einfahrt zum Parkplatz „An der Eiswiese“ und eine fünf Meter hohe und fünf Meter breite Mehlschwalbenwand auf einer freien städtischen Fläche am Friedhof errichtet. An einer Hausmauer in der Bahnhofstraße sind weitere Ersatzhabitate angebracht worden. 

Nach dem Herstellen der Ersatzhabitate beobachtete der beauftragte Biologe die Mehlschwalbenkolonie während der ersten und zweiten Brutphase 2021 und stellte erste Erfolge fest: Insgesamt waren drei Kunstnester an zwei Ersatzbrutstandorten (Schwalbenmast Gasthof; Euronics-Gebäude) von Mehlschwalben besetzt. An drei weiteren Kunstnestern fand zumindest eine Bautätigkeit statt. Um die Akzeptanz der Kunstnester weiter zu erhöhen, wurde im Juli 2021 an der Nistwand am Euronics-Gebäude eine sog. „Anlock-Klangattrappe“ installiert, die mechanisch Mehlschwalbenkolonie-Geräusche abspielt. 

Im nächsten Schritt wird diese Woche nun ein weiterer Schwalbenmast – diesmal an der südlichen Ecke des ehemaligen Gasthofes – errichtet und an der Hausfassade weitere Naturnester mit Brettern abgedeckt. 

Standorte bewusst ausgewählt 
Für eine erfolgreiche Umsiedelung von Mehlschwalben ist das Zusammenspiel verschiedener Faktoren ausschlaggebend. Deshalb wurden im Voraus zunächst intensiv die örtlichen Gegebenheiten, Verhaltensweisen und Flugkorridore der Vögel durch einen Biologen untersucht. Anschließend wählte man anhand der Ergebnisse und in Abstimmung mit dem beauftragten Fachbüro sowie den Naturschutzbehörden passende Standorte für die Ersatzunterkünfte aus. Als Zugvögel verbringen Schwalben die kalten Wintermonate in wärmeren Gefilden und kommen erst wieder im Frühjahr zur Brutzeit zurück in unsere Region. Schwalben gelten generell als sehr orts- und nesttreu. Wurde ein geeigneter Nistplatz gefunden und ein Nest gebaut, wird dieses in der Regel auch über Jahre hinweg wieder angeflogen. Die tatsächliche Akzeptanz von Ersatzhabitaten durch die Vögel ist nicht vorhersehbar. Zur Verbesserung der Erfolgschancen werden daher an mehreren Orten unterschiedliche Niststätten angeboten.