PRESSEMITTEILUNG 41/2021

Schweinfurt, den 28.10.21

Neues Zuhause für Wanderfalken an der Weyerer Brücke

  • An der Weyerer Brücke wurde ein Nistkasten für Wanderfalken angebracht 
  • Artenschutz wird aktiv unterstützt; Wanderfalkenpopulation soll durch künstliche Nistkästen gesichert werden 

Mit Hubsteiger rücken die Bauwerkskontrolleure des Staatlichen Bauamts Schweinfurt normalerweise dann an, wenn sie die Brückenpfeiler und Brückenunterbauten auf Schäden untersuchen.  An der Weyerer Brücke hatten die Fachmänner diesmal einen besonderen Einsatz: Sie brachten auf einen der Brückenpfeiler ein Nistkasten für Wanderfalken an. 

Kräftiger Rumpf, großer Kopf, spitze Flügel – der Ornithologe und Falkner Oliver Kleider erkannte das Wanderfalkenmännchen sofort, als er im Sommer 2021 den Himmel an der Brücke bei Weyer beobachtete. Für das langjährige Mitglied im Landesbund für Vogelschutz war das Tier eine erfreuliche Entdeckung. Mit der Idee, den Wanderfalken hier anzusiedeln, kundschaftete Kleider umgehend die Gegend aus, ermittelte den perfekten Ort für einen 
künstlichen Nistkasten und kontaktierte das Staatliche Bauamt Schweinfurt, das für die Weyerer Brücke zuständig ist.  

Gelungene Zusammenarbeit mit Staatlichem Bauamt Schweinfurt Am Staatlichen Bauamt stoß die Idee, einen Nistkasten an der Brücke anzubringen, auf großen Anklang, gerne unterstützt man den Artenschutzgedanken. Die Straßenmeisterei Schweinfurt fertigte nach einer Bauanleitung einen Nistkasten an, der „Brücken-Trupp“ des Bauamtes platzierte in Abstimmung mit Oliver Kleider den Kasten auf dem Pfeiler. Frühestens im kommenden Jahr wird sich zeigen, ob das neue Zuhause vom Falken angenommen wird. Bis dahin gilt es nun abzuwarten und weiter den Himmel zu beobachten. 

Wanderfalkenpopulation durch Nistkästen sichern 
Allein in Bayern ziehen heute wieder rund 250 Wanderfalkenpaare ihre Jungen groß. Für Umweltschützer und Tierfreunde ist diese Zahl ein echter Erfolg. Denn während 1950 noch rund 900 Brutpaare in ganz Deutschland verbreitet waren, sank die Zahl in den folgenden drei Jahrzehnten rapide auf 60 Paare. Das Vorkommen begrenzte sich dabei ausschließlich auf den süddeutschen Raum. Grund dafür war die sog. „Pesticide Story“. Hinter diesem Begriff steckt einer der Hauptgründe für den weltweiten Niedergang der Wanderfalkenbestände: Der Wanderfalke ernährt sich fast ausschließlich von Vögeln, die er in der Luft erbeutet. Zu seinen Hauptnahrungsquellen zählen Tauben, Enten und Watvögeln. Als Vogeljäger gehört er in der Nahrungskette zu den Spitzengliedern, was in der Vergangenheit auch verstärkt zur Anreicherung von Umweltgiften über die Nahrung in Körper, Gelegen und Nachwuchs führte. Die Tiere vergifteten sich, die Population ging 
zurück. In Bayern wurde deshalb 1982 ein Artenhilfsprogramm gestartet. Im Rahmen dessen hat man giftige Pestizide verboten und das verstärkte Anbringen von künstlichen Nistkästen beschlossen. 

Der Wanderfalke selbst beeindruckt nicht nur mit seinem markanten Aussehen. Bei der Jagd im Sturzflug kann der Vogel Geschwindigkeiten von über 300 km/h erreichen und ist damit der schnellste Flieger der Vogelwelt. Als Nistplatz werden in Bayern oftmals Bänder oder Nischen in Felswänden ab 30 Metern Höhe genutzt. Außerhalb der Alpen nehmen Bruten in 
Steinbrüchen und an Bauwerken zu. An Kraftwerken, Industriebauten, Autobahnbrücken oder Sendetürmen werden erfolgreiche Bruten dabei meist erst durch künstliche Bruthilfen möglich.