Bad Kissingen: Die historische Heilwasserzapfanlage in der Brunnenhalle strahlt nach bestandsnaher Sanierung wieder
- Heilwasserzapfanlage in Bad Kissingen grundhaft saniert
- Arbeiten konnten durch gute Zusammenarbeit aller Beteiligten ohne Einschränkungen für Kurbetrieb durchgeführt werden
Nach über 100 Jahren darf es in der Regel durchaus einmal an der ein oder anderen Stelle einer Rohrleitung tropfen oder lecken. Doch was mit dem Feststellen kleinerer Undichtigkeiten anfing, endete an der historischen Heilwasserzapfanlage in der Bad Kissinger Brunnenhalle mit einer waschechten Generalsanierung – in den letzten Jahren wurde die Anlage deshalb sukzessive und bestandsnah restauriert. Die Arbeiten sind abgeschlossen und die imposante bronzene Zapfanlage erstrahlt in neuem Licht.
Aus zwei Leitungssystemen, links und rechts des großen Beckens, mit je einer Heilwasser- und einer Heizungsleitung besteht die Heilwasserausgabe in der prächtigen Brunnenhalle in Bad Kissingen. Insgesamt zwölf Zapfstellen lassen sich zählen, an sechs Zapfhähnen lässt sich das Heilwasser bei Entnahme vorwärmen. Jede einzelne Wasserleitung wiederum hat fünf Rohrabschnitte mit zwei gebogenen Endstücken, die durch sogenannte „Flansche“ – also ringförmigen Verbindungen am Ende eines jeden Rohrs – miteinander verbunden sind.
Historische Anlage erhalten und Ausschank langfristig gewährleisten
Die Instandsetzung der Heilwasserzapfanlage wurde von Beginn an in enger fachlicher Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege ausgeführt. Nachdem die ersten Undichtigkeiten festgestellt und die zugrundeliegenden Schäden ermittelt wurden, war schnell klar, dass eine punktuelle Ausbesserung ausgeschlossen werden musste. Um den Heilwasserausschank dauerhaft zu gewährleisten, entschied man das 100 Jahre alte Rohrgeflecht grundhaft zu sanieren. Denn nach einem Jahrhundert in Betrieb waren insbesondere Schäden an den Wärmetauschern festzustellen. Diese haben die Aufgabe, das Heilwasser unmittelbar vor dem Bezug zu erwärmen. Das mineralstoffreiche Heilwasser zehrte an der Kupferlegierung und führte über die Jahrzehnte hinweg im Inneren der Funktionsteile zu Korrosion. 2015 wurde deshalb ein Wärmetauscher in München im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (kurz: BLfD) untersucht. Das Labor des BLfD führte Legierungsanalysen durch und die Werkstätten recherchierten zu geeigneten Bearbeitungstechniken und Legierungen für die Herstellung von Repliken. Bei der Erneuerung der Wärmetauscher galt es, die Schwächen der historischen Konstruktion dezent zu kompensieren, ohne die originale Form zu verändern. Die restaurierungsfachliche Maßgabe des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege war es, von der historischen Anlage so viel wie möglich zu erhalten und nur die schadhaften Teile, welche nicht mehr repariert werden können, originalgetreu als Replik neu herzustellen. Neben den Schäden an den Wärmetauschern wurden insbesondere Undichtigkeiten an verschiedenen Verschleißteilen, wie an den Verschraubungen und Dichtungsrillen der Flansche festgestellt. Der Erhaltungszustand der Bronzerohre war hingegen insgesamt gut. Ebenso waren die Armaturen weiterhin funktionstüchtig. Nach einer Einzelteilprüfung stellte sich außerdem heraus, dass auch fast alle Zapfhähne und Ablaufrohre instandgesetzt und wiederverwendet werden konnten.
Um eine sachgemäße Durchführung zu gewährleisten, wurde für die Instandsetzung die Fachfirma Haber und Brandner aus Regensburg beauftragt, die auf Metallrestaurierungen spezialisiert ist.
2018 begann die beauftragte Firma mit den Restaurierungsarbeiten. Um den laufenden Betrieb des Heilwasserausschanks nicht zu beeinträchtigen, wurden die beiden Ausgabelinien nacheinander erneuert. Die Fachleute haben deshalb zunächst nur die Ausgabelinie Süd demontiert und in die Regensburger Werkstatt transportiert. In den kommenden zwei Jahren wurden die nicht wiederverwendbaren Teile, wie die Wärmetauscher, dann originalgetreu rekonstruiert, Verschleißteile getauscht und die Originalteile so überarbeitet, dass sie wieder langfristig und ohne Einschränkungen eingesetzt werden können. Alle Teile wurden zudem auf ihre Dichtigkeit überprüft und die Leitungselemente anschließend desinfiziert. Die Außenflächen der Bronzerohre wurden auf Glanz poliert. Ende 2020 wurde die Ausgabelinie Süd dann wieder nach Bad Kissingen gebracht, angeschlossen und eine geraume Zeit probebetrieben. Nachdem die südliche Ausgabelinie wieder in Nutzung war, wurde Mitte 2022 mit der Restaurierung der Ausgabelinie Nord begonnen. Hier zeigte sich ein ähnliches Schadensbild wie an der südlichen Linie. Neben der Rekonstruktion der Wärmetauscher und dem Überarbeiten der Originalteile wurden bei der Instandsetzung der nördlichen Linie Leitungen aus einem lebensmittelechten Kunststoff in die Messingrohre eingezogen. Damit wird der Verschleiß der Metallrohre verhindert. Die Kunststoffleitungen können bei Bedarf einfach erneuert werden, ohne dass hierfür die historische Verrohrung zerlegt werden muss.
Durch die gute und konstruktive Zusammenarbeit zwischen dem Staatsbad, dem BLfD, der ausführenden Fachfirma Haber und Brandner und dem Staatlichen Bauamt Schweinfurt konnten die Arbeiten nicht nur erfolgreich, sondern auch völlig ohne Auswirkungen auf den Kurbetrieb und ohne Einschränkungen für die Kurgäste durchgeführt werden. „Die neu hergestellten Wärmetauscher sind kunsthandwerklich meisterhaft gefertigt“, stellt Dipl. Restaurator Jens Wagner vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege außerdem zum Abschluss der Arbeiten fest. Die Rekonstruktionen seien der Firma hervorragend gut gelungen. Die Detailgenauigkeit, die diese Maßnahme ausmacht, zeigt sich auch in der über 100 Seiten langen Restaurierungsdokumentation, die die Firma am Ende der Arbeiten übergab. Alle Arbeitsschritte wurden darin sorgfältig in Schrift, Bild und Planzeichnungen festgehalten, so dass die Maßnahmen auch nach den folgenden Jahrzehnten nachvollzogen werden können.
Die Kosten für die Maßnahme inklusive erforderlicher Umfeldmaßnahmen belaufen sich auf rund 540.000 Euro.