Ein erster Blick auf den Behördenneubau: Pläne zum neuen Gebäude der Landesbaudirektion vorgestellt
- Staatliches Bauamt Schweinfurt und Architekturbüro stellen dem Stadtrat Pläne des Behördenneubaus vor
- 2026 soll der Bau fertiggestellt und das Gebäude dem Nutzer übergeben sein
- Hoher Anspruch an die Nachhaltigkeit des Gebäudes; reiner Holzbau geplant
Seit 2017 hat die Landesbaudirektion einen Sitz in Ebern. Im Zuge der Heimatstrategie der Bayerischen Staatsregierung entschied man, die Behörde in einem fließenden Prozess von Nürnberg nach Ebern zu verlagern. Im Jahr 2026 soll der Umzug der Landesbaudirektion endgültig erfolgt sein. Um Platz für die vorgesehenen rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schaffen, wird ein neues Gebäude im Zentrum Eberns entstehen. Das Staatliche Bauamt Schweinfurt und der beauftragte Generalplaner karlundp aus München stellten nun die Pläne des Neubaus dem Eberner Stadtrat vor.
Bereits jetzt steht fest, entlang der Bahnhofstraße wird sich in den kommenden drei Jahren einiges tun und der Abschnitt bis zum Kreuzungsbereich Bahnhofstraße/Coburger Straße optisch deutlich aufgewertet. Auf dem Gelände des ehemaligen Gasthofs Post und des alten Kinos entsteht der neue Sitz der Landesbaudirektion. Auf dem rund 3000 Quadratmeter großen Areal wird der Behördenneubau als ein sog. polygonaler - also vieleckiger - dreigeschossiger Gebäudekomplex mit Flachdach errichtet. Und die nun vorgestellten Pläne zeigen: Das markante Gebäude wird sich äußerlich insbesondere durch seine Holzfassade aus karbonisiertem Holz auszeichnen. Die „Karbonisierung“ ist eine besondere Behandlung der Holzoberfläche. Mit gezieltem Verkohlen verdichten sich die Zellen des Holzes. Im Rahmen dieser Oberflächenbehandlung erhält das Holz eine unverwechselbare schwarz-silbrige Färbung. Es ist durch die Materialverdichtung witterungsbeständig, geschützt vor dem Befall von Schimmelpilzen sowie dem Eindringen von Insekten, Fäulnis und Wasser, ohne Einsatz von chemischen Holzschutzmitteln. Die Fassade bedarf hierdurch keiner weiteren Pflege über die Nutzungsdauer des Gebäudes und trägtdamit zu einer nachhaltigen Bauweise bei.
Helles, unbehandeltes akzentuiert den Eingang des Gebäudes und die Fensterlaibungen und erzeugt gemeinsam mit der dunklen Fassade den notwendigen Kontrast zu der umgebenden Bebauung und unterstreicht das hohe Alleinstellungsmerkmal und die Bedeutung des Bauvorhabens für Ebern. Der Neubau möchte sich als identitätsschaffende Landmark, bedingt durch seine prominente Lage am Kreisverkehr nahe der Ortsmitte verstanden wissen.
Hoher Anspruch an die Nachhaltigkeit des Gebäudes
Das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bauen und Verkehr, das hier als Bauherr vertreten durch das Staatliche Bauamt Schweinfurt auftritt, legt bei seinen Maßnahmen großen Wert auf eine nachhaltige und ressourcenschonende Bauweise. So entsteht an der Coburger Straße auf einem massiven Kellergeschoss ein reiner Holzbau vom Erdgeschoss bis zum Dach. Dabei wird weitestgehend auf Verbundstoffe und auf Baustoffe nicht natürlichen Ursprungs verzichtet, um sowohl graue Energie im Bauprozess und bei der Herstellung von Baustoffen zu vermeiden, wie auch die Recycelfähigkeit der verbauten Stoffe später zu erhöhen.
Das Passivhaus als Kenngröße für den Energieverbrauch ist mittlerweile Standard beim Bau öffentlicher Verwaltungsgebäude in Bayern und wird auch in Ebern umgesetzt. Dies bedeutet, dass das Gebäude zum Heizen maximal 15 kWh pro Quadratmeter im Jahr benötigt und ein wesentlicher Anteil der Energie durch Sonneneinstrahlung über die Fenster gewonnen wird. Die restliche benötigte Energie zur Beheizung des Gebäudes wird durch eine Wärmepumpe mit einer Tiefenbohrung bereitgestellt. Für den benötigten Strom zum Betrieb der Heizung und des Gebäudes werden großflächige Photovoltaikanlagen auf dem Flachdach der Landesbaudirektion und über den Stellplätzen an der Eiswiese errichtet. Damit ist das Gebäude zum Großteil des Jahres unabhängig von Energie aus dem Stromnetz. Um Trinkwasser einzusparen erhält das Gebäude eine Regenwassernutzungsanlage für die Toilettenspülung und zur Bewässerung der Grünflächen.
Angestrebt wird eine BNB (Bewertung Nachhaltiges Bauen) Zertifizierung in Silber. Das Bewertungssystem zeichnet sich durch die umfassende Betrachtung des gesamten Lebenszyklus aus – unter Berücksichtigung der ökologischen, ökonomischen, soziokulturellen Qualität sowie technischen Aspekten und Prozessen. Hierbei werden unter anderem Themen wie Ressourceninanspruchnahme, Lebenszykluskosten, Nutzerfreundlichkeit oder auch Gestaltungsqualität nach einem strengen Bewertungskatalog untersucht.
Büro- und Kommunikationsflächen auf rund 3800 Quadratmetern
Neben dem Haupteingang im Südwesten wird sich ein Nebeneingang an der nordöstlichen Gebäudeecke befinden. Insgesamt werden rund 100 Beschäftigte Platz im Behördenneubau finden. Das Raumkonzept sieht dabei sowohl Einzel- als auch Doppelbüros, Besprechungsräume, Sozialräume und ausreichend Kommunikationsflächen in den beiden offenen Treppenaufgängen vor. Die teilweise einspännigen Flure lassen Blickbeziehungen innerhalb des Hauses wie auch in die Umgebung zu. Das gesamte Gebäude ist barrierefrei geplant. Alle Räume sind durch einen Aufzug und entsprechende Flurbreiten barrierefrei erreichbar. Schulungsräume und Besprechungsräume werden mit Hörschleifen ausgestattet, um auch gehörlosen Menschen die Teilhabe zu ermöglichen. Der Gebäudekomplex weist insgesamt eine Raumfläche von rund 3800 Quadratmetern auf. Mit 64 Parkplätzen bietet der externe Parkplatz am Friedhof zukünftig ausreichend Parkmöglichkeiten für die Mitarbeiter und ist außerhalb der Kernarbeitszeiten der Landesbaudirektion für die Eberner Bevölkerung nutzbar. Zudem werden am Gebäude 18 Fahrradstellplätze zur Verfügung stehen, sowie Ladesäulen für Dienstfahrzeuge und behindertengerechte Parkplätze.
Bereits für diesen Winter sind die Abbrucharbeiten der alten Gebäude in der Bahnhofstraße geplant. Im Herbst 2021 konnten dafür die nötigen Rodungen auf dem Grundstück durchgeführt werden.
Biodiversität am Standort
Seit dem Grundstückskauf wurde gemeinsam mit einem Biologen ein umfassendes Konzept zur Umsiedlung der Mehlschwalbenkolonie von der Hauswand des Gasthofes hin zur neuen Fassade der Landesbaudirektion entwickelt und realisiert. Die Vorgehensweise resultierte aus Abstimmungen mit der höheren Naturschutzbehörde. Ein Fachbüro begleitet die Umsiedlungsphase.
Aber nicht nur die Mehlschwalben sollen an der Bahnhofstraße nach Fertigstellung des Neubaus wieder ein Zuhause in den in der Fassade integrierten Nistplätzen finden, auch Schlupflöcher für Fledermäuse wird es in der Hauswand geben. Neben dem Erhalt der alten Rosskastanie wird es im Innenhof und auf den Terrassen ein großes Nahrungsangebot für Insekten und Bienen geben, welches sich bis hoch auf das Biodiversitätsdach durchzieht. Dieses wird zwischen den Photovoltaikanlagen angelegt werden. Dabei handelt es sich nicht um den bekannten typischen Bewuchs durch Moose und Flechten, sondern es werden blühende Sträucher gepflanzt, Kuhlen zur Trinkwasseraufnahme für Vögel angelegt und auch Habitate für Insekten errichtet. Die Fassade wird vor allem im Innenhof durch eine Begrünung ergänzt und dient Vögeln als Brutplätze.
Das neue Gebäude der Landesbaudirektion soll im Jahr 2026 fertiggestellt und dem Nutzer übergeben werden.